Etikette
Eine Taekwondo Prüfung ist eine traditionelle Veranstaltung, bei der wir auf bestimmte Verhaltensformen und eine grundlegende Etikette acht geben.
1. Allgemein
- Beim Betreten des Dojangs verbeugst du dich aus Respekt vor der Trainingsstätte.
- Zuerst werden der Trainer und die Mitschüler respektvoll begrüßt. Dabei beginnt man mit der Person, die die höchste Graduierung hat. Anschließend folgen alle weiteren in der Reihenfolge ihrer Gürtelgraduierung und, falls diese gleich ist, nach ihrem Alter.
2. Kleidung
- Zur Prüfung muss der traditionelle Taekwondo Dobok getragen werden. Schüler, die in normalen Sportsachen erscheinen können nicht an der Prüfung teilnehmen.
- Auf ein Tragen von Pullovern, Jacken oder sperrigen Kleidungsstücken unter dem Dobok ist zu verzichten.
- Ein Gürtel muss vorhanden und korrekt gebunden sein. Das Binden des Gürtels ist eine der ersten Lektionen eines jeden Schülers und ist deshalb immer Teil der Prüfung.
- Aufgrund von Gleichberechtigung während Kyek Pa und Kyorugi ist das Tragen von Schuhwerk für alle Teilnehmer nicht gestattet.
3. Begrüßen und Aufwärmen
Vor dem Beginn der Prüfung führt der Meisterschüler durch ein allgemeines Aufwärmprogramm, an dem alle Prüflinge teilnehmen. Nach Abschluss des Aufwärmprogramms beginnt das traditionelle Begrüßungsritual.
Traditionell hängt in der Halle eine Flagge Südkoreas und eine des Landes, in dem die Prüfung stattfindet. Sobald eine Flagge im Dojang hängt, wird im Begrüßungsablauf zuerst die Flagge und anschließend die Trainer gegrüßt. Taekwondo hat seinen Ursprung im Militär und der traditionelle Fahnengruß findet bis heute in offiziellen Veranstaltungen statt.
Die Begrüßungsform sieht folgendermaßen aus:
- Schüler und Meister stehen in Achtungsstellung in Richtung Fahnen.
- Der höchstgraduierte Schüler spricht laut: „Charyeot – Kook ki yeh de ha yo kyung yeh“ (Grußform an die Flaggen)
- Schüler und Meister legen die Rechte Hand auf die linke Brust
- Anschließend gibt der höchstgraduierte Schüler das Kommando „bah ro“
- Die Meister drehen sich zu den Schülern
- Der höchstgraduierte Schüler spricht laut: „ Charyeot – Sabumnim keh kyung yeh“ (Grußform an die Meister)
- Alle verbeugen sich gemeinsam und die Veranstaltung beginnt offiziell
4. Beginn der Prüfung
Nach dem Begrüßungsritual beginnt die Prüfung. Alle Schüler setzen sich in in den hinteren Teil des Dojangs und warten dort, bis sie aufgerufen werden. Die übrigen Schüler halten sich leise und aufmerksam im hinteren Teil des Dojangs auf. Es ist erlaubt, leise Dehnübungen oder Übungen zum Warmhalten durchzuführen.
Von gemeinsamen Unterhaltungen oder lauten Störungen ist abzusehen. Ein wiederholtes Stören der Prüfung kann zu einem Nicht-Bestehen der eigenen Prüfung führen.
Wasserflaschen dürfen im hinteren Teil des Dojangs aufbewahrt werden. Das Trinken ist während der Wartephase gestattet.
5. Während der Prüfung
Nach und nach werden kleine Gruppen von Schülern oder auch einzelne Schüler mit Namen aufgerufen. Auf das Aufrufen des eigenen Namens antwortet der Schüler mit einem lauten „Hier!“ und begibt sich schnellstmöglich nach vorne auf die ihm gegebene Position.
Innerhalb der aufgerufenen Gruppen wird das Prüfungsprogramm im Ermessen des Prüfers abgefragt. Ein Meisterschüler führt durch die Übungen und das gesamte Programm.
Jede Technik ist in der Prüfung mit einem lauten Kampfschrei zu begleiten. Ein überzeugender Kampfschrei ist eine Grundvoraussetzung für das Bestehen einer jeden Prüfung.
Es kann vorkommen, dass der Prüfer einzelne Techniken oder Abfolgen erneut sehen möchte. Das muss nicht zwangsweise bedeuten, dass die Techniken falsch durchgeführt wurden.
Während der Durchführung von Bewegungsabläufen (Poomsae) kann es zu Fehlern kommen. In diesem Fall brecht ihr den aktuellen Durchlauf der Poomsae ab, dreht euch nach vorn in Richtung der Prüfer und wartet auf das gemeinsame Kommando zum Verlassen der Achtungsstellung. Ihr erhaltet eine zweite Chance, die Poomsae korrekt durchzuführen.
6. Prüfungsinhalte
Jeder Schüler erhält mindestens einige Wochen vor seiner Prüfung einen Anforderungsbogen mit den erforderlichen Inhalten für seine Prüfung. Neben den Inhalten auf dem Bogen, können jederzeit alle Inhalte abgefragt werden, die in den Wochen vor der Prüfung im Training behandelt wurden.
In höheren Gürtelprüfungen gehen die Prüfer davon aus, dass Ihr auch während der Drucksituation in der Prüfung auf neue Anforderungen reagieren könnt und spontane Anforderungen umsetzen könnt.
Ein allgemeines Wissen über den Ursprung des Taekwondo und der Werte des Sports wird vorausgesetzt.
7. Prüfungsende
Nachdem alle Schüler Ihre Prüfungsinhalte zeigen konnten und es seitens des Prüfers keine weiteren Nachfragen oder Bedürfnisse einer Neuvorführung gibt, wird die Prüfung offiziell beendet.
Der Prüfer ruft zu einem gemeinsamen Abwärmen auf, welches vom Meisterschüler angeleitet wird.
Während des Abwärmens hält der Prüfer Rücksprache mit den Beobachtern und Mitprüfern, um für jeden einzelnen Schüler zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Bei einem Bestehen der Prüfung wird die Urkunde des Schülers unterschrieben und ggf. gestempelt.
Sobald alle organisatorischen Aufgaben beendet sind, wird das Abwärmtraining beendet und alle Schüler stellen sich in der anfänglichen Aufstellung auf.
Einzelne Schüler werden bei einem Bestehen namentlich aufgerufen. Daraufhin begibt sich der aufgerufene Schüler nach vorn zu den Prüfern und erhält seine Urkunde und einen neuen Gürtel.
8. Nichtbestehen der Prüfung
Sollte die Prüfung aus etwaigen Gründen nicht bestanden worden sein, bieten wir es an, in den folgenden Wochen während des Trainings eine kostenfreie Nachprüfung abzulegen.
Die fehlerhaften Techniken oder Kritikpunkte können so in eigener Übung wiederholt und geübt werden, um sie dann korrekt vorzeigen zu können.
Sobald der betroffene Schüler für eine Nachprüfung bereit ist, kommt dieser auf den Trainer zu und bittet um die Nachprüfung der Inhalte. Bei einer erfolgreichen Nachprüfung erhält der Schüler seine Urkunde und einen neuen Gürtel.
Sollte auch diese Nachprüfung nicht erfolgreich sein, muss die Gürtelprüfung in Gänze beim nächsten Prüfungstermin wiederholt werden.